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Das Pferd ist der Maßstab -- Lehrdemo beim Berufsreitertag in Langenfeld

Auf großen Beifall stieß die Lehrdemonstration von Wolfram Wittig gemeinsam mit Kira Wulferding/For Romance und Mathias Bouten/Ehrengold beim Berufsreitertag in Langenfeld, wo der gefragte Trainer einmal mehr an die Ausbilder appellierte, sich möglichst umfangreiches Wissen über „die herrliche Kreatur Pferd“ zuzulegen und sich ihr Feedback auf dem Ausbildungsweg vor allem vom Pferd selbst zu holen.
„Das Wissen des Ausbilders ist wichtig für die Ausbildung des Pferdes“, so Wittig. „Am besten ist es natürlich, wenn ich ein Pferd auf der Weide beobachten kann, ehe ich beginne, mit ihm zu arbeiten. Wenn es schon mit sich allein Probleme hat, wird es mit dem Reitergewicht nicht besser werden. Kriterien sind für mich das Gleichgewicht, das Temperament und die Grundgangarten, nicht aber das 'schöne Standbild', denn der Schwung in der Bewegung ermöglicht es, so manches Defizit des Skeletts auszugleichen.“
Schon zu Beginn der Lösungsphase fordert der Ausbilder die volle Konzentration auf das Pferd: „Der Arbeitstrab ist das Tempo, in dem sich das Pferd am ehrlichsten und schonendsten arbeiten lässt. Dieses Tempo kann jeden Tag anders sein. Das Gleichmaß der Bewegung unter dem Sattel ist extrem abhängig vom Reiter; je weniger dieser stört, desto schöner wird sich das Pferd bewegen. Wertvoll wird meine Arbeit dann, wenn ich in der Lage bin, zigtausend gleiche Schritte, Tritte und Sprünge hervorzurufen. Das Feedback, das ich vom Pferd bekomme, erlaubt es mir dann, durch Zurücknehmen mehr Kadenz zu entwickeln. Dazu kann ich auch die Seitengänge nutzen, allerdings muss ich darauf achten, dass sich dabei auf keinen Fall die Grundgangart verschlechtert.“
Dieses Augenmerk auf die Qualität der Grundgangarten zog sich wie ein roter Faden durch die Arbeit mit beiden Pferden, so unterschiedlich ihr Ausbildungsstand ist: „Für mich darf eine Ecke nur so tief geritten werden, dass sich die Grundgangart nicht verschlechtert. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Grundgangarten zu verschlechtern.“
Wichtig war für Wittig auch, dass beide Pferde in der Lage waren, mühelos zwischen höchster Leistung  (für das sechsjährige Pferd etwa der versammelte Galopp auf dem verkleinerten Zirkel, für das Grand-Prix-Pferd die Piaffe) und völlig entspanntem Schritt umzuschalten. „Nur so bekomme ich die Gelassenheit, die ich in der Prüfung brauche.“
Und dass Gelassenheit für Wolfram Wittig auch in der täglichen Arbeit Trumpf ist, konnten er und seine Mitreiter in Langenfeld eindrucksvoll vermitteln.
Eine ganz besondere Überraschung erwartete ihn dann, als am Ende der Lehrstunde sein eigener erster Reitlehrer auf ihn zukam: Mit der Anwesenheit von Hans Eberwein (Foto unten) hatte er nicht gerechnet, um so größer die Freude über das unerwartete Wiedersehen!